Gangelt. Im März waren Mitglieder der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Kreis Heinsberg zu Gast im Katharina Kasper-Heim der Katharina Kasper ViaNobis GmbH in Gangelt.
Regelmäßig kommen die verschiedenen Arbeitskreise der PSAG im Kreis Heinsberg zusammen. Im März traf sich der Arbeitskreis, der sich mit Hilfen für Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigt, in Gangelt. Hier stellte Josef Aretz, Leiter des Katharina Kasper-Heims, den Mitgliedern des Arbeitskreises die Katharina Kasper Wohn- und Pflegeeinrichtung für Menschen mit Behinderungen vor.
In Deutschland sei das Wohnen und Leben im Alter für Menschen mit einer lebenslangen oder früh erworbenen Behinderung erst seit jüngerer Vergangenheit ein Thema, so leitete Aretz seine Ausführungen ein: "Die Nachkriegsgeneration von Menschen mit primär geistigen Behinderungen wächst nun in das Rentenalter hinein. Dank guter medizinischer Versorgung und frühzeitig einsetzender, oftmals lebenslanger pädagogischer Begleitung und Förderung, hat sich die Lebenserwartung behinderter Menschen heute weitgehend an die der Allgemeinbevölkerung angenähert. Damit treten auch bei ihnen alterungsbedingte Veränderungen deutlicher ins Blickfeld."
Alterungsprozesse bei Menschen mit einer Behinderung verlaufen wie bei jedem Menschen individuell und sind abhängig von der Lebensbiografie, vom sozialen Umfeld, von Beziehungen und der bisherigen Gesundheit.
Die aktuelle Aufgabenstellung der Begleitung älterer Menschen mit Behinderung bestehe in der Entwicklung differenzierter Angebote unter Berücksichtigung biologischer, psychischer oder sozialer Veränderungen, die ein sinnerfülltes Leben im Alter – trotz zusätzlich eintretender Hilfe- und Pflegebedürftigkeit – ermöglichen, erklärte der Einrichtungsleiter.
"In unserer Einrichtung haben wir umfassende und jahrzehntelange Erfahrungen in der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung. Diese Erfahrungen zeigen uns, dass die Lebensentwicklung und die Lebenssituation immer und besonders in hohem Alter durch die Auswirkungen der geistigen Behinderung geprägt sind. Im Alter kommen für diesen Personenkreis altersbedingte Erkrankungen, Kompetenzabbau und ein eventueller zusätzlicher Pflegebedarf hinzu. Bei der Pflege dieser Personen im Alter sind daher die Anforderungen aus der behinderungsorientierten Lebensbegleitung und der somatischen Pflege zu berücksichtigen."
Für die heutige Wohn- und Pflegeeinrichtung starteten im Jahr 2008 intensive Vorbereitungen: In Abstimmung mit den einzelnen Kostenträgern, dem Kreis Heinsberg und dem Landschaftsverband Rheinland nahm die Wohn- und Pflegeeinrichtung für Menschen mit Behinderung in den Folgejahren immer mehr Gestalt an. 60 Wohnplätze für pflegebedürftige ältere Menschen mit Behinderung wurden geschaffen mit dem Ziel einer professionellen Pflege, die über die normalen Standards hinaus auch pädagogische und heilpädagogische Ansätze integriert. "So möchten wir den speziellen Bedürfnissen der Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung gerecht werden."
In der Wohn- und Pflegeeinrichtung haben neben der Pflege die Alltagsgestaltung und Tagesstrukturierung einen besonderen Stellenwert. "Ziel der heilpädagogischen Begleitung und Assistenz im Alltag ist es, allen Bewohnern ein Höchstmaß an Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Dieses Ziel ist, unabhängig von Art und Schwere der Behinderung oder altersbedingten Abbauprozesse, handlungsleitend für alle Wohn- und Betreuungsangebote bis ins hohe Lebensalter."
Jedes der 40 Einzel- und 10 Doppelzimmer der Einrichtung hat einen individuellen Charakter und ist an die persönlichen Bedürfnisse des Bewohners angepasst. Freundliche, großzügige und hell gestaltete Flurbereiche sind gerade für Bewohner mit hohem Bewegungsdrang einladend. Dekorationen fördern die taktile Wahrnehmung.
Grundlage der Pflege und Betreuung der Menschen mit Behinderung ist das Leitbild der DERNBACHER GRUPPE KATHARINA KASPER, zu der das Katharina Kasper-Heim gehört. Auf dessen Basis wurde das Pflegeleitbild für die Wohn- und Pflegeeinrichtung entwickelt. Es betont den Wert und die Würde eines jeden Menschen - auch im Alter, bei Behinderung oder Krankheit.
Die Begleitung der Bewohner hat in allen Lebensphasen und in all ihren Ausprägungen eine seelsorgerische Dimension. Seelsorge meint sowohl die Sorge der Pflegenden um die pflegebedürftigen Menschen als auch den Umgang der Pflegenden miteinander. Unverzichtbarer Teil des seelsorgerischen Konzeptes ist die Sterbebegleitung von Bewohnern. Existentielle Fragestellungen der Pflege und Betreuung behinderter und pflegebedürftiger Menschen können in die Ethikkommission der Einrichtung eingebracht werden.
Die Lebensbegleitung pflegebedürftiger und dementer alter Menschen mit Behinderung erfolgt in einer personenzentrierten Betreuung. Im Vordergrund dieses Ansatzes stehen:
Damit soll ein individuelles Wohlbefinden geschaffen und gesichert werden.
Selbstbestimmung findet Berücksichtigung ihm Rahmen der Alltagsgestaltung und auch in der Pflegeplanung: Weckzeiten, Zeitpunkt der Pflege, Kleiderauswahl, Essenszeiten, Auswahl des Essens, Teilnahme an Angeboten, Ruhezeiten.
Die Einrichtung ist das Zuhause des Bewohners und soll Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Deshalb werden Rückzugsmöglichkeiten, Lebensgewohnheiten, Gestaltungsmöglichkeiten und das Empfangen von Besuch berücksichtigt.
Menschen mit Behinderung können leicht zum Opfer von Gewalt werden und brauchen daher besondere Aufmerksamkeit. Andererseits können auch Bewohner durch herausforderndes Verhalten auf Bedürfnisse aufmerksam machen. Dabei kann es zu Übergriffen auf Mitbewohner oder Mitarbeiter kommen. Vor diesem Hintergrund werden die Mitarbeiter in Maßnahmen zur Gewaltprävention geschult.
Viele Bewohner können aufgrund ihrer Behinderung nicht verbal kommunizieren. Aus diesem Grund wird das Gespräch mit Angehörigen, Betreuern oder anderen Bezugspersonen gesucht.
Das Erfahren von Gemeinschaft hat eine ganz besondere Bedeutung. Das Gemeinschaftsleben wird mit gemeinsamen Aktivitäten und mit der Gestaltung von jahreszeitlichen Festen gefördert.
Wesentliche Elemente der Tagesstruktur sind die täglich wiederkehrenden, oftmals routinemäßigen Prozesse, die den Tag gliedern und gerade Menschen mit geistiger Behinderung Sicherheit geben. Neben den Angeboten der heilpädagogischen Begleitung und Alltagsbegleitung fließen beispielsweise bewegungsorientierte und bewegungsfördernde Angebote in den Bereichen Alltagsmotorik, Körpererfahrung und Wahrnehmung mit ein.
Es besteht freie Arzt- und Apothekenwahl. In der Einrichtung besteht die Möglichkeit, medizinische Leistungen über die Heimärztin in Anspruch zu nehmen und es gibt eine Kooperation mit einer ortsansässigen Apotheke.
Die Gestaltung der Räumlichkeiten soll eine Atmosphäre der Sicherheit und Orientierung bieten und Anregungen ermöglichen, ohne aber eine Reizüberflutung zu schaffen. Jedes Zimmer hat als Grundeinrichtung ein höhenverstellbares Pflegebett, einen Schrank mit abschließbarem Wertfach, einen Tisch und Stühle. Die weitere Gestaltung obliegt den Bewohnern selbst. Weiterhin verfügen alle Zimmer über ein angrenzendes Bad mit befahrbarer Dusche.
Jeder Wohnbereich verfügt über einen Gemeinschaftsraum, über einen Snoezelbereich und einen Balkon. Für Außenaktivitäten steht zudem der Mariengarten zur Verfügung.
Mehr unter www.katharina-kasper-heim.de.
Zum Bild: Josef Aretz, Leiter des Katharina Kasper-Heims, erläuterte den Mitgliedern des PSAG-Arbeitskreises das Konzept und führte durch die Räumlichkeiten der Wohn- und Pflegeeinrichtung für Menschen mit Behinderung in Gangelt.
Ansprechpartner:
Karina Saar
Tel: +49 2454 59-763
Fax:+49 2454 59-759
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